Ghost Dubs – Damaged
Ghost Dubs, mit bürgerlichem Namen Michael Fiedler, alias Jah Schulz, kündigt mit „Damaged“, seinem ersten Album für das Label PRESSURE von The Bug, eine Wiedergeburt an.
Nachdem er kürzlich mit seiner Serie „Dub Over Science“ zwei sträflich übersehene experimentelle Dub-LPs herausgebracht hat, erweitert der deutsche Produzent und Bassspezialist mit diesen zwölf frischen Erkundungen der Dub-Abweichung nun seine eigenen Parameter der Äußerlichkeit noch weiter.
Für diejenigen, die meinen, die Fusion von Dub-Techno und Ambient-Drone sei mit dem Niedergang des kurzlebigen Berliner Labels Chain Reaction kreativ beendet.
Ghost Dubs verbessert nun die abstrakte Methodik dieses legendären Entwurfs und erweitert sie noch weiter und tiefer, während es auf einem wunderbar warmen Meer aus Rauschen und statischer Wonne davonschwebt.
Das ist Dub, der so atomisiert ist, dass er in Ihren Trommelfellen zerfällt. Es ist Musik, bei der die Maschinen die Kontrolle übernehmen und praktisch alle Spuren der Menschlichkeit ausgelöscht werden.
Aber zum Glück sickert die wärmste Seele immer noch verführerisch aus den Poren von Fiedlers Robo-Riddims. Unerbittlich hypnotisch, ernsthaft sediert, feiert „Damaged“ den Ausgangspunkt mit seinen hypnotisierenden Low-End-Grooves.
Der Album-Opener „Chemical“ bietet einen opiumhaltigen Zeitlupen-Skank, der wie die Pulsationen aus Plastikmans „Consumed“-Ära klingt, die stark mit Unterwasser-Effekten getränkt sind.
Ein Triumph des Oberflächen-Noise-Surfens und der Unerbittlichkeit, mit der der Subwoofer getestet wird, und der perfekte Einstieg in dieses fesselnd eindringliche Album.
Für verrückte Shaker und Headtripper gleichermaßen gibt es jede Menge zusätzliche Nervenkitzel, da Ghost Dubs Richterskala-Tremorrhythmen beeindruckend massiv bleiben und die atmosphärischen Tiefen von „Damaged“ verlockend ozeanisch erscheinen.
Während der gesamten Dauer der verträumten Auswahl herrscht eine obsessive Balance aus betörender Atmosphäre und schwerem Bass-Shaking.
Die Lead-Single „Thin Line“ selbst stellt ein fehlendes Bindeglied zwischen den frühen perkussiven Körpersondierungen von African Headcharge und der süchtig machenden Ausstrahlung von Rhythm & Sound dar, mit der geringsten Andeutung von Burials verdammt romantischer Spukologie, die für guten Geschmack hinzugefügt wurde.
Alternativ und nicht weniger anmutig ähnelt „Dub Lobotomy“ auf bizarre Weise Miles Davis‘ „Get Up with it“, das zerhackt, verschraubt und in eine futuristische Kingston Town verlegt wurde.
Beeindruckend ist, dass Fiedlers Meisterschaft beim Live-Dubbing an seinem Mischpult über die gesamte Länge hinweg glänzt und dem Album eine improvisierte Note und ein Gefühl von peripherem Chaos verleiht.
An anderer Stelle vereinen sich gruselige Steppenbewohner („Hot Wired“), Spukhäuser („True to life“) und Psychogeografie der vierten Welt („Undone“), um sicherzustellen, dass eine sich ständig verändernde Mischung von Aromen innerhalb der bewundernswerten Konsistenz des Gesamtklangs durchsickert.
Mit einem Hutziehen und einem Nicken in Richtung Pole („Second Thoughts“) ist es keine Überraschung, dass sich PRESSURE dann an den großartigen, in Berlin ansässigen Produzenten Stefan Betke wandte, um diese Sammlung in seinem berüchtigten Scape-Mastering-Raum zu mastern/schneiden.
Und er hat gute Arbeit geleistet, denn die hohe Klangqualität und die Pegel werden definitiv durchgehend beibehalten.
Wenn Sie Ihre Melodien untergetaucht, Ihren Dub narkotisch, Ihre Basslines fett und Ihre Beats verdunstend mögen, bietet „Damaged“ das perfekte Rezept und den perfekten Einstieg in die geisterhafte Klangwelt von Ghost Dub. (Quelle: bandcamp.com)
Songs
1.Chemical 05:16
2.The Regulator 04:04
3.Dub Lobotomy 02:29
4.Hot Wired 04:02
5.Thin Line 04:25
6.Second Thoughts 04:04
7.True to Life 04:17
8.Dub Battle 04:31
9.Soul Craft 02:31
10.Undone 03:47
11.Dub Simulation 04:55
12.Circles / Lines 03:51
©2024 Pressure